Fremdenführer/ Feeling as a guide

Ich stand abends spät wie üblich an der Bushaltestelle und wartete auf meinen Bus. Ausser mir war ein älterer Herr, vielleicht afrikanischer Herkunft aus der Straßenbahn ausgestiegen. Er lief hin und her, schaute auf die Abfahrtszeitentafel, studierte den Fahrplan. Es dauerte eine ganze Weile bis er Mut fasste und mich um Hilfe bat. Er sprach englisch und fragte, wo Taxen abfahren würden. Normalerweise steht an dieser Haltestelle immer ein Taxi bereit. Ich fragte, wo er denn hin müsse, und er antwortete „zur Jugendherberge in Uedesheim“. Ich wies darauf hin, dass der nächste Bus in fünf Minuten dorthin führe. Er erklärte mir, dass die Jugendherberge um 22.00 Uhr schließen würde und das mit dem Bus nicht mehr zu schaffen sei. Mir fiel als nächster Taxi Standort nur der Bahnhof ein und der war eindeutig zu weit weg. Also bot ich an, ein Taxi telefonisch zu rufen. Ich erklärte der Taxizentrale die Situation und sie schickten sofort einen Wagen. Das Taxi kam dann zeitgleich mit dem Bus. Ich wollte gerade in den Bus einsteigen, als das Taxi noch mal anhielt und der Herr mich fragte, ob ich nicht mitfahren möchte, da wir ja das gleiche Ziel hatten.
Es stellte sich heraus, dass es dem Taxifahrer angenehmer war, jemanden zu haben, der dolmetschen konnte. Und dem reisenden Herrn war es auch sehr recht, dass ich dem Taxifahrer die Situation schildern konnte.
Also gab der Taxifahrer sein Bestes, fuhr die nur Einheimischen bekannte Abkürzung über den Rekberg, was den Reisenden sehr erschreckte, weil er sich in völlig unbekanntem und zudem unbeleuchteten Gebiet befand. Er wiederholte immer wieder, dass er diese Strecke auf dem Hinweg nicht gefahren sei, er hatte anscheinend Angst, entführt oder ausgeraubt oder nachts irgendwo in der Fremde abgesetzt zu werden. Ich versuchte, ihn zu beruhigen
Vor der Jugendherberge angekommen, bat er den Taxifahrer erst mal zu warten. ihm erschien alles völlig fremd. Er sprang aus dem Wagen und lief zur Rezeption. Jetzt hatte der Taxifahrer Angst, sein Gast würde die Zeche prellen und fing an, auf Ausländer zu schimpfen, während ich in Gedanken meine Finanzen durchging, wissend, dass ich nicht genug Geld bei hatte, um das Taxi zu bezahlen. Gleichzeitig beschwichtigte ich den Taxifahrer. Schließlich kam der Fahrgast erleichtert wieder und bezahlte.
Ich musste denken, dass es so den netten, hilfsbereiten Menschen in Ghana geht, die ihre Hilfe bei der Wegsuche anbieten und Touristen schon mal im Taxi zum Zielpunkt begleiten. Bis jetzt war ich immer der auf Hilfe angewiesene Tourist, der Angst hat, sonst wo zu landen, nur nicht wo er hin will, weil es nicht so einfach ist zu erklären, wo man hin will. Es war sehr interessant, mal die andere Perspektive zu erleben.

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